Spende aus ungewöhnlichem Anlass:
Reparatursäulen für Flüchtlingsräder
Über
eine ungewöhnliche und großzügige Spende können sich die
ehrenamtlichen Bike-Docs der Flüchtlingsunterkünfte in Baden-Baden
freuen. Dr. Stephan Dresen aus Baden-Baden, selbst ambitionierter Langstrecken-Läufer und
passionierter Radfahrer, überbrachte dem Team am
Waldseeplatz stellvertretend für alle Flüchtlings-Radwerkstätten
im Stadtgebiet - stilecht als „reitender Bote“ per Fahrrad
- einen Briefumschlag mit 15 Hundert-Euro-Scheinen.
Der
Anlass für seine Großzügigkeit ist allerdings alles andere als
erfreulich. Dresens Arbeitgeber Allergan in Weiterstadt hat nämlich
kürzlich den Standort geschlossen und die Firma ins europäische
Steuerparadies Irland verlegt. 250 Mitarbeiter, unter ihnen auch der
langjährige Direktor der Qualitätssicherung Dresen, verloren ihren
Arbeitsplatz. Das eingeschworene Deutschland-Team wollte sich aber
nicht unterkriegen lassen und dem Globalisierungsgedanken etwas sehr
Menschliches und Lokales entgegensetzen. Und so verfielen die 250
Angestellten nicht in Wehklagen, als sie vor 18 Monaten von der
bevorstehenden Schließung erfuhren, sondern krempelten die Ärmel
hoch und begannen, Spenden für diverse Hilfsprojekte, die sie in
ihrem eigenen persönlichen Umfeld unterstützen wollten, zu sammeln.
Durch Firmenläufe, Kuchenverlauf, Versteigerungen und Spenden aus
den eigenen Bonuszahlungen kamen auf diese Weise 100 000 Euro
zusammen, die nun durch die einzelnen Mitarbeiter ausgestreut werden.
„Wir wollten ganz bewusst gemeinnütziges und ehrenamtliches
Engagement vor Ort unterstützen“, berichtete Dresen beim
Übergabetermin.
Für
ihn stand schnell fest, dass er mit seinem Anteil von 1.500 Euro die
Flüchtlingshelfer an seinem Wohnort Baden-Baden unterstützen
wollte, und hier insbesondere das zehnköpfige Team der Bike-Docs, das sich nun
schon seit knapp vier Jahren ehrenamtlich und regelmäßig an
mehreren Standorten im Stadtgebiet um die Verkehrstüchtigkeit der
Fahrräder kümmern. Einmal wöchentlich treffen sich die engagierten
Hobby-“Schrauber“ an den Standorten und öffnen die dort
eingerichteten Radwerkstätten. Stets werden sie bereits sehnsüchtig
erwartet und sind schnell umringt von Menschen, die auf das Rad
angewiesen sind und bei Pannen dringend ihre Hilfe brauchen, da
es ihnen sowohl am Know-how als auch am notwendigen Werkzeug
fehlt.
Uta
Rosseck, die die Bike-Docs an den Standorten ehrenamtlich koordiniert,
stellte beispielsweise Daniel aus Eritrea vor, der Vollzeit in Bühl Schicht
arbeitet und dafür oft nachts um halb zwei aufbrechen muss. Ohne Rad
wäre das nicht zu schaffen, es muss daher für ihn jederzeit funktionstüchtig bereitstehen. Auch deshalb hilft er in seiner
spärlichen Freizeit dem Bike-Doc-Team am
Waldseeplatz ehrenamtlich.
Immer öfter merken die Ehrenamtlichen nun, dass viele Flüchtlinge aufgrund ihrer unterschiedlichen Arbeitszeiten nicht zu den festen wöchentlichen Öffnungszeiten ihrer Werkstatt kommen und dann schnell in Mobilitäts-Not geraten kann. Aus diesem
Grund haben sich die Bike-Docs entschlossen, von der Spende
fest installierte Reparatursäulen anzuschaffen. An ihnen sind alle
für Fahrradreparaturen notwendigen Schraubenschlüssel, Luftpumpen,
Zangen und sonstiges Spezialwerkzeug griffbereit befestigt, so dass
die Flüchtlinge künftig bei kleineren Reparaturen von den Öffnungszeiten unabhängig
sind.
Es
werden übrigens an den Standorten Westliche Industriestraße,
Haueneberstein und eben Waldseeplatz weitere engagierte Schrauber
gesucht, die einmal in der Woche die kleinen, freundlichen Teams
unterstützen und entlasten möchten. Bitte melden Sie sich bei
Uta
Rosseck, Tel: 07221 398 631, Mobil:
0171 751 4576