Bürgermeister
Kaiser beim Ehrenamtstreffen
Kampf
gegen den Datenschutz, schwierige Wohnraumbeschaffung,
Personalmangel, Forderungen nach mehr Disziplin – die Themen beim
Jahresabschlusstreffen der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer im
Scherer Familienzentrum waren vielfältig, und Antwort kam aus
diesmal aus berufenem Mund: Fast eineinhalb Stunden nahm sich
Sozialbürgermeister Roland Kaiser mit seinem Team,
Fachbereichsleiterin Iska Dürr und Fachgebietsleiter Peter
Weingärtner, auf Einladung der Bildungskoordinatorin Svetlana
Bojcetic Zeit, sich den kritischen Fragen der Teilnehmer zu stellen.
Zunächst
dankte er den Anwesenden für nun schon vier Jahre andauernde
Hilfsbereitschaft, die keine Selbstverständlichkeit sei. Er könne
es durchaus verstehen, wenn nun allmählich dem einen oder anderen
die Puste ausgehe.Davon war im Saal aber nicht die Rede, an die 30 Ehrenamtliche waren zu diesem Abend gekommen.
Im
Jahr 2015 habe man eigentlich nur eine Basisversorgung leisten
können, fasste Kaiser zusammen, heutzutage indes befinde man sich in
einer Art formaler Sortierungsphase darüber, wer wie begleitet
werden müsse. Nicht alles, was im Augenblick politisch aktuell ist,
fand seine Gegenliebe, und er machte sich vehement für ein
Einwanderungsgesetz stark, das auch im Arbeitsmarktinteresse liege.
Er war skeptisch, ob bei der derzeitigen Konstellation im
Innenministerium mit raschen Fortschritten gerechnet werden kann.
Aber
nicht alles in der Politik sei negativ, meinte er. In
Baden-Württemberg zum Beispiel gebe es durchaus positive Signale zu
sprachlichen Programmen, beruflicher Qualifizierung, Wohnraum und
Gesundheitsfragen. Was ihn aber am meisten beeindrucke, sei, dass der
Gemeinderat bei den Abstimmungen zur Integration immer geschlossen zu
hundert Prozent zustimme. Das sei in anderen Städten nicht so.
Günstiger
Wohnraum für alle sozial Schwachen, nicht nur für die Flüchtlinge,
war denn auch ein dringendes Anliegen für ihn. Auch hier sei eine
erste Hürde im Gemeinderat genommen worden, außerdem befinde er
sich in intensiven Gesprächen mit der GSE, um hier einen
Sinneswandel weg vom reinen Geschäftsdenken hin zu sozialen Aspekten
zu bewirken.
Die
Flüchtlingsunterkünfte allerdings sind dermaßen ausgelastet, dass
man keinen großen Spielraum habe, Leute, die Arbeit haben oder in
Ausbildung sind und Ruhe zum Lernen brauchen, von jenen zu trennen,
die – gerade nach Ablehnung des Asylverfahrens und damit
einhergehenden Verlust des Arbeitsplatzes - keinerlei Perspektiven
mehr sehen. Bei der Hellhörigkeit der Unterkünfte führt dies in
vielen Fällen zu Reibereien. Es wurden schon extra Wohnmöglichkeiten
an anderer Stelle geschaffen, doch diese Ruheplätze decken bei
weitem nicht den Bedarf. Innerhalb der Unterkünfte gehe es jedoch
leider nicht, Ruhezonen zu schaffen.
Auch
zum akuten Personalmangel in der Abteilung Leistungen nahm Kaiser
Stellung. Der Abbau von 8 auf 1,5 Stellen habe damit zu tun, dass es
bis vor kurzem nur einen Schlüssel von 1:150 gegeben habe und die
Zahl der Leistungsempfänger von 800 auf 250 gesunken war. Diese
benötigen allerdings heutzutage wesentlich komplexere Beratung als
noch vor zwei Jahren, so dass es zu großen Belastungen des Personals
und langen Wartezeiten der Leistungsempfänger kommt. Mittlerweile
sei der Schlüssel aber auf 1:100 angehoben worden und eine
zusätzliche Stelle bereits ausgeschrieben worden.
Bei
den zum wiederholten Mal vorgetragenen Klagen über
Disziplinlosigkeit (beim Putzen) gerade der männlichen Asylbewerber
und der Forderung, bei den (erwachsenen) Asylbewerbern eine Art
Schulpflicht am frühen Morgen für die ehrenamtlichen Deutschkurse
einzuführen, konnte Kaiser allerdings nicht weiterhelfen.
Im
Anschluss stellte sich noch Fritz Lambinet als neuer ehrenamtlicher
Sprachlehrerkoordinator vor.
Das
nächste Ehrenamtstreffen findet am 14. Februar um 18 Uhr statt. An
diesem Abend wird sich die neue Ehrenamtsbeauftragte, Ricarda Feurer,
vorstellen und es wird der Vortrag über Resilienz nachgeholt.